Sagen wir mal so. Als Justizlehrer bekommt man Einblicke in Gesellschaftsschichten, ein dort ausgeprägtes Denken und Weltbild sowie Verhaltensweisen, die "normalen" Menschen (insbesondere Lehrern) weitestgehend verborgen bleiben. Und dann erst die Erfahrungen, die man mit den Gefangenen macht...
Scherz beiseite. Wer bereits als Lehrer in einer Brennpunktschule der entsprechenden Schulform arbeitet, dem sind viele Dinge bereits bekannt, über die man auch im Vollzug stolpert. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und die Abgründe, die unsere Gesellschaft so bereithält sind unfassbar tief. Klar, als Gymnasiallehrer im Berchtesgadener Land sieht das vielleicht anders aus.
Bei den meisten Gefangenen kann man konstatieren, dass sie aufgrund ihres familiären Hintergrundes eine unfassbare Herkulesarbeit hätten erfüllen müssen, um nicht früher oder später kriminell zu werden. Meiner Ansicht nach, gehört neben jede Jugend-JVA ein ebensolcher Bau für die betreffenden Eltern. Aber welcher Regelschul-Lehrer würde nicht auch ab und an gern den Rohrstock wieder einführen, um Eltern mal so richtig zu vertrimmen?
Dem kann und möchte ich mich anschließen. Man bekommt nicht nur "Einblicke in Gesellschaftsschichten" sondern wirklich in die "Untersten"!
Und da muss man schon ein ziemlich dickes Fell haben bzw. auch sicher Dienstliches von Privatem trennen können.
Diese Erkenntnis hat sich bei mir auch relativ schnell ergeben. Die meisten der Gefangenen sind einfach nur "arme Schweine", die entweder gar kein oder eben nur ein sehr schlechtes Elternhaus haben/hatten. Es wurden keine/nur sehr wenige Werte/Normen vermittelt, sodass ihr Weg in die JVA vorgezeichnet war. Ich möchte das Klientel nicht verharmlosen, auf gar keinen Fall. Man muss immer wissen worauf man sich einlässt.
By the way...Ich bin ausgebildeter Gymnasiallehrer, nur eben nicht im Berchtesgadener Land...